Darmstädter
Echo, 5. Januar 2017
Der Blick zurück weist in die Zukunft, Aus
den Erträgen seines Schweden-Projektes hat der Darmstädter
Fotografen Christoph Rau einen Bildband
komponiert, Autor: Johannes Breckner
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zu bestellen
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der komplette text noch einmal für die Google-Suche:
Literatur,
05.01.2017, DARMSTADT
- Ein gutes halbes Jahr mag es her sein, da erklärte der
Fotograf Christoph Rau überzeugt, dass er eigentlich keine
großen Reisen brauche. Darmstadt genüge ihm, und es
sei eine Stadt, in der sich auch Inseln von Urlaub und Erholung
finden ließen. Jetzt sitzt Rau in einem Café am Darmstädter
Hauptbahnhof und erzählt von seinen Reiseplänen. Wien,
unbedingt. Und irgendwann Peru. Aber das liegt doch nicht in Darmstadt?
Man muss Dinge auch mal ändern können, sagt
Rau.
Mit
der Hasselblad von Renate Gruber
DAS BUCH
Christoph Raus Fotobuch Schweden Revisited 1996 + 2016
ist im Eigenverlag Edition C. Rau erschienen, 56 Seiten im Format
21x21 cm, 24 Euro.
Bestellung unter Telefon 06151-3 53 11 80, E-Mail: info@crau.de,
www.schweden-1996-2016.de. (job)
Der
Grund ist eine Wiederbegegnung mit der eigenen Arbeit. Für
sein Buchprojekt Schweden Revisited war Rau tief in
sein Archiv eingestiegen. Regalmeterweise Negative, die er über
Jahre nicht mehr beachtet hatte. Das war seine Schweden-Idee:
Im alten Volvo eine Reise zu wiederholen, die er vor zwanzig Jahren
mit seiner damaligen Frau unternommen hatte. Die Bildmotive von
einst aufzuspüren, die Menschen wiederzutreffen. Auch eine
gemeinsame Reise mit dem Sohn Eisel zu unternehmen, der damals
noch nicht auf der Welt war. Und nach vielen Jahren der digitalen
Arbeit das Experiment mit der analogen Fotografie wieder zu wagen.
Die große Fotografin Renate Gruber hatte ihm ihre Hasselblad
hinterlassen. Die Kamera kommt aus Schweden, das passt.
Auf
einer Crowdfunding-Plattform im Internet fand Rau Unterstützer.
Viele Freunde waren darunter, aber auch rund dreißig Fremde,
die sich für seine Idee begeistern ließen. Der Weiterstädter
Volvo-Händler Hedtke lieh einen alten 245er aus, das schwedische
Möbelhaus Ikea gab einen Zuschuss zu den Reisekosten, im
Gegenzug lieferte Rau Bilder und Berichte für den Internet-Weblog.
Den
fotografischen Ertrag seiner Reise hat Rau in einem Fotoband komponiert,
der spielerisch die Zeiten überspannt, ohne den vordergründigen
Effekt der Vorher-Nachher-Bildkombination zu bemühen. Im
Gegenteil spielt es beim Betrachten erst einmal keine große
Rolle, ob die Aufnahmen aus dem Jahr 1996 stammen oder aus 2016.
Man kann vielmehr die einzelnen Motive studieren, dann versuchen,
die Bildlogik ihrer Anordnung zu ergründen. In der Regel
hat Rau auf den Doppelseiten ein Großformat mit vier kleinen
Bildern gegenüber kombiniert.
Starke
Naturaufnahmen sind dabei und ausdrucksstarke Porträts, Baustellen
und Ortslandschaften, Seen und Schleusen, und immer auch mal Eisel
und der Volvo. Auf einem der seltenen Schnappschüsse sieht
man nur die geöffnete Autotür im Wald, sieht Eisels
Hand und erkennt am Reflex in der Seitenscheibe, dass der Sohn
beim Lesen ist.
Vom
Handwerker zum Fotokünstler
In
einem zweiten Schritt wird der Betrachter die Bilder mit den ausführlichen
Legenden zusammenbringen. Und zum Beispiel erfahren, dass der
freundliche Herr Kurt aus dem Eisenbahnmuseum seine Doktorarbeit
über das Englisch der Eisenbahner geschrieben hat. Oder dass
Ikea vor seiner Zentrale in Älmhult das Denkmal eines Inbus-Schlüssels
aufgestellt hat, mit dem Generationen ihre Möbel aufgebaut
haben. Das Denkmal war sogar für die Ikea-Leute in Deutschland
eine Überraschung.
Es
sind mehr neue als alte Bilder, die in die Komposition seines
Buches eingegangen sind. Aber die Begegnung mit seinem Archiv
hat Rau über das Schweden-Projekt hinaus beschäftigt.
Er begegnete Aufnahmen, die nicht nur Reiselust geweckt, sondern
auch das Verhältnis zur eigenen Arbeit verändert haben.
Der Fotograf verstand sich immer als Handwerker, Dokumentarist,
Bildreporter. Jetzt entdeckt er die Qualität und den eigenständigen
Wert der früheren Schwarzweiß-Arbeiten. Alten Dingen
einen Wert geben: Ja, das ist sicher auch ein Teil seiner Haltung,
die in Schweden gewachsen ist. Was er auf der Reise gelernt hat?
Es ist gut zurückzublicken.
#schwedenrevisited