Darmstädter
Echo, 20. Juli 2019
Zur Bestellung
des Fotobuchs SEZESSIONSMUSEUM DARMSTADT 100 JAHRE
ERNEUERUNG, Die Darmstädter Sezession 1919 2019
zum Preis von EUR 14,80 per E-Mail klicken
Sie sich hier zur Website der EDITION DARMSTADT, dort finden Sie
dann einen Link zum Bestellen.

Hier
der komplette Text noch einmal für die Google-Suche:
Darmstadt:
Spazierwege für Kunst-Entdecker, Immer geöffnet, Eintritt
frei: Ein neuer Band aus der EDITION DARMSTADT erschließt
das riesige Freilichtmuseum der Sezessionskünstler, Autor:
Johannes Breckner, Fotos: Torsten Boor
Ganz
Darmstadt ist ein Museum mit vielen hundert Werken, manche prominent
platziert, andere leicht zu verfehlen: Ein Spaziergang zu Arbeiten
von Künstlern der Sezession. Von Johannes Breckner, Leiter
Kulturredaktion Darmstädter Echo
Christoph
Rau (links) und Gerd Ohlhauser haben zwei Jahre am Inventarverzeichnis
des Sezessionsmuseums Darmstadt gearbeitet. Das Foto
zeigt sie neben der Seherin von Fritz Schwarzbeck.
Foto: Torsten Boor
DARMSTADT - Das schreit gerade danach, übersehen zu
werden, verspricht Christoph Rau. Wir sind unterwegs zu
einem Kunstwerk, das kaum jemand sieht, und so paradox der Satz
des Fotografen auch klingt, so richtig ist er auch. Ortstermin
in der Luisenstraße, gläserne Center-Architektur auf
der einen, modische Frauenköpfe der Douglas-Reklame auf der
anderen Seite. Auf den zweiten, nein, den dritten Blick erst erkennt
man die Linien im Muschelkalk am Sockelgeschoss des früheren
Heag-Verwaltungsbaus. Männer bei der Arbeit, möglicherweise
an einer Stromleitung, einer hat den Kopf zur Seite gelegt, als
gönne der Bildhauer Fritz Schwarzbeck ihm ein verträumtes
Päuschen, was im Entstehungsjahr 1953 dieses Reliefs gewiss
nicht wohlgelitten war.
Das Kunstwerk ist mitten in der Stadt und bleibt doch weitgehend
unbeachtet so wie viele weitere Werke, die Christoph Rau
und Gerd Ohlhauser in Darmstadt aufgespürt haben. Vor zwei
Jahren haben sie für die Darmstädter Sezession in Vorbereitung
von deren Hundert-Jahr-Feier damit begonnen, die öffentlich
zugänglichen Arbeiten aller Sezessionskünstler zu katalogisieren.
Geschätzte 500 Kunstwerke im öffentlichen Raum zählt
Darmstadt, etwa die Hälfte davon haben Mitglieder dieser
Künstlervereinigung geschaffen. Der Katalog dieser verstreuten
Sammlung öffnet das Sezessionsmuseum Darmstadt,
das garantiert jedem Besucher Überraschungen des bislang
Unbekannten oder auch nicht Wahrgenommenen beschert. Das Museum
ist rund um die Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei, und
es bleibt bestehen, wenn die Feiern zum Sezessions-Jubiläum
im September zu Ende gegangen sein werden.
Christoph Rau hat in bewährter Qualität die Fotos gemacht,
in denen die Werke meist in drei Ansichten erscheinen: eine Einladung,
die eigene Haltung im Raum zur Kunst zu suchen. Gerd Ohlhauser
hat die Folge der Fotos wie in den früheren Bänden seiner
Edition Darmstadt so spannungsreich komponiert, dass alleine das
Blättern zum Vergnügen wird. Aber dieses kleine, dicke
Buch will mitgenommen werden auf eigene Spaziergänge. Allerdings
ist es kein Fehler, sich vor dem Aufbruch mit dem Ordnungssystem
zu befassen. Wichtigstes Werkzeug (Lesezeichen reinlegen!) ist
die alphabetisch nach Künstlernamen sortierte, laufend nummerierte
und mit knapp briefmarkengroßen Abbildungen illustrierte
Übersicht der Werke, dazu der Stadtplan, der in verschiedenen
Ausschnitten mit Nummern die Lage der Fundstücke anzeigt.
Wichtig: Die Linkspfeile in der Übersicht verweisen auf die
Seitenzahl in der Bilderstrecke, die Rechtspfeile auf den passenden
Stadtplan-Ausschnitt und den jeweiligen Quadranten.
Fotos
Klingt komplizierter als es ist. Das gilt auch für die Navigationshilfe,
der dieses Buch vertraut. Alle Werke sind, zusätzlich zur
Straßenadresse, nach dem weltweiten Adressiersystem What3words
aufzufinden. Dafür wurde die Erdoberfläche in Drei-Meter-Quadranten
aufgeteilt, jeder einzelne hat eine Adresse aus drei Worten. Das
ist leichter zu merken als die Ziffernfolge von GPS-Koordinaten
und außerdem genauer, denn dieses Georeferenzsystem funktioniert
auch da, wo es keine Adressen gibt zum Beispiel, um die
Lage einer namenlosen Skulptur von Helmut Brinckmann im Bürgerpark
anzugeben. Beim Müllersteich schickt den Kunstfreund
erst einmal auf die Suche, aber die Adresse ///zweck.trauben.beziehung
lokalisiert das Werk präzise, jedenfalls für den Benutzer
der famosen What-3-Words-App. Die Deutsche Bahn und Daimler sind
an What3words beteiligt, Daimler wird die nächste
Generation seiner Navi-Geräte damit ausrüsten.
DAS BUCH
Sezessionsmuseum Darmstadt. 100 Jahre Erneuerung. Die Darmstädter
Sezession 19192019. Herausgegeben von der Darmstädter
Sezession. Fotografie von Christoph Rau, Gestaltung von Gerd Ohlhauser.
Mit einem Text von Antje Voutta über die Geschichte der Sezession.
Erschienen als Band 18 der Edition Darmstadt im Verlag Preface
Book, 384 Seiten im Format 14 x 12 Zentimeter, 14,80 Euro. ISBN
978-3-947428-05-2. www.sezessionsmuseum-darmstadt.de. (job)
Die
Serie: Darmstadt ist ein Freilichtmuseum: Geschätzt 500 Kunstwerke
sind im öffentlichen Raum zu entdecken manche versteckt,
andere prominent platziert. Etwa die Hälfte davon stammt
von Künstlerinnen und Künstlern der Darmstädter
Sezession, die aus Anlass ihres hundertjährigen Bestehens
einen Katalog fürs Sezessionsmuseum Darmstadt
herausgegeben hat.
Gemeinsam mit wechselnden Begleitern erkundet diese Serie das
Museum und fragt nach der Wahrnehmung der Kunst im öffentlichen
Raum. In der ersten Folge geben Gerd Ohlhauser und Christoph Rau
Auskunft, die den Katalog gemeinsam erarbeitet haben. (job)
///frauen.melodien.eine führt in die Sandstraße,
die Mehrfamilienhäuser links vom Mollerhaus haben einen Schatz
im Vorgarten stehen: Fritz Schwarzbecks Seherin legt
theatralisch die Hand vor die Stirn, als wolle sie sich schützen
vor ihrer Gabe der gesteigerten Wahrnehmung. Vor 60 Jahren schuf
der Bildhauer die Figur, seitdem ist der Sandstein verwittert.
Für den Verleger Gerd Ohlhauser, der als Designer vor allem
ein Spezialist für Oberflächen war, ist sie dadurch
noch interessanter geworden. Aber ohne sich zu bewegen, hat sich
die Umgebung und mit ihr auch die Wirkung dieser Seherin verwandelt,
zuletzt durch die Neugestaltung des Büchnerplatzes, in dessen
Richtung sie so unfroh blickt wie wahrscheinlich manche der Hausbewohner,
wenn sie abends das lärmende Leben wahrnehmen.
Ein paar Meter weiter in Richtung St. Ludwig ist ein großartiges
Mosaik von Ernst Vogel zu erleben, Landschaft mit Menschen und
Tieren in drei vertikalen Bändern. Für die Abbildung
im Buch hat Christoph Rau einen überraschenden Ausschnitt
gewählt, der die Mosaik-Plättchen in der Größe
fast eins zu eins wiedergibt und von der abbildenden zur abstrakten
Form gelangt: eine bildnerische Aufforderung, die Kunst neu zu
sehen, wie überhaupt die Blicke des Bandes nicht der Konservierung
verpflichtet sind, sondern dem Gedanken der Erneuerung, den die
Sezession ja auch zu ihrem Jubiläum in Szene setzt. Klar,
sagt Ohlhauser, da sind auch viele altbackene Sachen dabei, aber
Christoph Rau begab sich auf den Weg der fotografischen Erneuerung.
Von Niebergall zum Tunnelschlund
Ein paar Schritte weiter, vorbei an Thomas Duttenhoefers Niebergall-Skulptur
und an einem Helmut-Lander-Mosaik, das gerade restauriert wird,
geht es zu weiteren Werktätigen, stilisierten Bauhandwerker-Riesen
an der Stirnseite eines Hauses, die mittlerweile in den Tunnelschlund
des Cityrings blicken. Eine ziemlich unwirtliche Ecke, aber es
geht noch ärger. Ein paar Meter weiter am Durchgang Richtung
Ludwigsplatz sind die Betonwände des früheren Quelle-Parkhauses
mit einem Relief geschmückt. Kunst am Bau auch hier, aber
der Künstler ist unbekannt. Wenn er an diesen Ort zurückkehrte,
wäre er wahrscheinlich entsetzt, vor seinem Werk stehen Rollcontainer
mit Abfall, es riecht so unangenehm wie an vielen dunklen Ecken
der Stadt.
Meistens waren es aber angenehmere Überraschungen, die Rau
und Ohlhauser auf den Streifzügen durch die Stadt gefunden
haben. Ein Sgrafitto Eberhard Schlotters in der Martinstraße,
das einen Leierkastenmann im zierlichen Grafikstil der Fünfziger
auf die Wand zauberte, oder Detlef Krafts kraftvolle Tierplastiken
am Arheilger Löwenbrunnen, für mich sind sie der
Star dieses Museums, sagt Ohlhauser.
Nur einen Direktor hat das Museum der Sezession noch nicht. Eine
Persönlichkeit müsste es sein, und sie müsste gar
nichts machen die Sammlung ist ja schon da. Und einen guten
Katalog gibt es auch schon.
#editiondarmstadt